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Herz Jesu (Atzendorf)

Zitat von Peter Zülicke

Seit 100 Jahren: die Kirche in Atzendorf bedeutete ein Stück Heimat


Magdeburg (pbm) – Wer nach Atzendorf kommt, erkennt sofort den Turm der evangelischen Kirche. Die katholische Kirche ist nicht so schnell zu sehen. Sie hat auch nicht einen so hohen Turm. Wenn man aber in den Bornscher Weg zum Friedhof einbiegt, entdeckt man das Türmchen allerdings sofort. Vor hundert Jahren wurde der Bau errichtet.

Für die damals etwa 400 Katholiken von Atzendorf und Umgebung war die Kirche fast schon zu klein. Aber sie waren glücklich. Stand ihnen doch 27 Jahre lang nur der Bodenraum einer Mietskaserne zur Verfügung, der primitiv für den Gottesdienst eingerichtet war. In der gleichen Mietskaserne war 1881 eine katholische Schule gegründet worden, die 1901 von 64 Kindern aus Atzendorf besucht wurde.

Die Kirche bedeutete für die Menschen damals ein Stück Heimat. Sie waren aus dem Eichsfeld und den preußischen Ostprovinzen hierher gekommen, um in der Landwirtschaft und speziell in der Zuckerfabrik zu arbeiten. Etliche blieben und gründeten eine Familie. Reichtümer konnten sie sich nicht erarbeiten. An den Bau einer Kirche war erst zu denken, als der zuständige Bischof von Paderborn die notwendigen Gelder über das Bonfatius-Hilfswerk zur Verfügung stellen ließ. Auch war klar: Mit der Kirche musste ein Schulraum verbunden werden und eine Wohnung für den Lehrer oder Pfarrer. Um kostengünstig zu arbeiten, wurde ein Modellbau geplant, nach dem noch andere Kirchen der Umgebung gebaut werden konnten, die sich einander ähnlich sind – in Löderburg, Atzendorf, Unseburg und Sandersleben.

Im Laufe der Jahrzehnte schwankte die Größe der Gemeinde sehr. Vor allem nach dem zweiten Weltkrieg kamen viele Vertriebene aus dem Sudetenland nach Atzendorf. Dann aber wurde die Gemeinde kleiner. Arbeitsmöglichkeiten fehlten. Seit 1973 gibt es dort auch keinen eigenen Pfarrer mehr. Wie vor hundert Jahren gehört die Gemeinde wieder zu Staßfurt.

Im Jahre 2000 konnte die Kirche renoviert werden. Ein Christusbild über dem Altar und eine Marienfigur, zwei Kunstwerke des 20. Jahrhunderts, geben dem Raum einen besonderen Akzent.

Am kommenden Sonnabend, den 18. August feiert die Gemeinde und alle, die mitfeiern wollen, das hundertjährige Jubiläum. Um 14 Uhr feiert Bischof Leo Nowak von Magdeburg den Festgottesdienst. Anschließend gibt es auf dem Grundstück zwischen Kaffee und Grillabend ein buntes Programm. Im Gemeinderaum ist eine Ausstellung zur Geschichte der Kirche zu sehen und eine Festschrift erhältlich.

Auch weiterhin wird die Kirche für die kleine Gemeinde ein Teil ihres Lebensraumes sein und Zeichen für einen Glauben, der Menschen heute prägt.

Peter Zülicke“